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Urzeit und Mittelalter

Urlandschaft
Wälder, Sümpfe, kleine Seen und verwilderte Flussläufe gaben einst einem grossen Teil der Urlandschaft im Kanton Zürich das Gepräge. Das Glattal, in welchem die Gemeinde Opfikon liegt, kann hiefür als ein besonders sprechendes Beispiel gelten. Zu beiden Seiten des noch ungeregelten Flusslaufes zogen sich bis in das 19. und teilweise in das 20. Jahrhundert grosse Sumpf- und Riedgelände hin. Solche Landstriche sind nicht in jeder Hinsicht siedlungsfreundlich. Und doch lassen sich Spuren menschlichen Lebens bis in die jüngste Steinzeit zurückverfolgen. Als man im Jahre 1931 die Geflügelfarm Weilenmann in Opfikon erbaute, kam ein Steinkistengrab zum Vorschein, das heute im Schweizerischen Landesmuseum aufgestellt ist. Seine tadellos verfugten Platten aus rotem Glarner Sernifit enthielten zwei Skelette von kleinem Wuchs (145 cm) und einige Gegenstände aus Feuerstein: ein kleines Messer, eine Dolchklinge, ein kleines grünes Steinbeil und fünf Pfeilspitzen. Aus der anschliessenden Bronzezeit, die sowohl in Zürich wie im Raume von Winterthur bemerkenswerte Spuren hinterlassen hat, kennt man nur einen kleineren Fund bei Oberhausen.

Tausend Jahre vor Christi
Etwa tausend Jahre vor Christi Geburt waren weite Gegenden von Mitteleuropa von den Illyriern bewohnt, einem Volk mit indogermanischer Sprache, dessen Urheimat man in Schlesien und in der Lausitz vermutet. Der Name der Stadt Zürich - Turicum - wäre nach neuerer Auffassung (Pokorny) nicht keltisch, wie man früher glaubte, sondern von einer illyrischen Gottheit abzuleiten. Von Bedeutung ist, dass diese Völkerschaften bereits die Verarbeitung des Eisens kannten.

Die Germanen
Als nach 800 vor Christus eine jener in grossen Zeitabständen einbrechenden Klimaverschlech-
terungen sich über Europa ausbreitete, wurden die Germanen durch die schweren Niederschläge und Kälteeinbrüche aus ihren nordischen Wohnsitzen vertrieben. Sie verdrängten, südwärts wandernd, die Kelten aus Mitteldeutschland und den Gegenden am Niederrhein, so dass diese in die heutigen Räume von Frankreich und Belgien (Gallien) sowie in das schweizerische Mittelland einströmten. Unsere engere Heimat wurde vom keltischen Stamm der Helvetier besiedelt, nach dessen Sprache noch einige der älteren und grösseren Ortschaften der alemannischen Schweiz benannt sind. So ist der Ortsname Kloten nicht aus römisch (bzw. lateinisch) Claudia zu deuten, wie man es früher getan hat, sondern er enthält in der zweiten Silbe das keltische Dunom "Burg", während im ersten ein Stamm Clav- oder Clau- stecken dürfte, verwandt mit lat. Claudere, "schliessen". Ähnliche Ortsnamen waren Cambodunum und Ollodunum - Kempten (Wetzikon) und Olten.

Die Römerzeit
Die eigentliche Römerzeit begann für unsere Heimat nicht schon 58 vor Christus nach der Niederlage der Helvetier bei Bibracte, sondern erst im Gefolge des grossen Feldzuges der kaiserlichen Stiefsöhne Tiberius und Drusus gegen die Räter im Jahre 15 vor Christus. Zu den sichernden Kastellen am Walensee und in Zürich wurde bald auch das römische Legionslager in Vindonissa (Windisch AG) gegründet. Das ganze helvetische Gebiet wurde zur Provinz Gallien geschlagen und durch ein weiträumiges Strassennetz an das übrige Reich angeschlossen. Eine Hauptverkehrsader verlief von Aventicum (Avenches), der Hauptstadt der Helvetier, über Solothurn (Salodurum), Windisch, Kloten, Oberwinterthur (Vitudurum), Pfyn (Ad Fines)nach Arbon (Arbor Felix) und Bregenz in Rätien. Sie kreuzte sich mit einer weiteren Strasse, die von der römischen Zollstation Zürich nordwärts über das heutige Gemeindegebiet von Opfikon nach Kloten und von dort bei Eglisau über den Rhein führte. In der Gegend der heutigen Stadt Schaffhausen muss sie Anschluss an andere Strassen gefunden haben, die weiter im Norden den "Limes" erreichten, denn es war den Römern im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung gelungen, die Reichsgrenze vom Rhein an eine Linie bei Main und Donau zu verlegen, so dass für Helvetien eine ruhige, militärlose Zeit anbrach.

Strassenknotenpunkt
Das nahe Kloten war also ein ziemlich wichtiger Strassenknotenpunkt, wovon die Flurnamen "Mauleselgasse" bei der Bahnstation, "beim ewigen Wegli" am Nordostrand des alten Dorfes und "Hochstrass" an der Strasse nach Bassersdorf zeugen. Auf dem Aalbühl hat man im Jahre 1837 eine grosse römische Anlage ausgegraben, bei der es sich um eine Raststation mit Unterkunft und Möglichkeit des Pferdewechsels gehandelt haben muss. Sie lag direkt an der erwähnten Strasse von Zürich in die Gebiete nördlich des Rheins, die übrigens bei Glattbrugg die Glatt überschritt. Man hat denn auch im Jahre 1753 an dieser Stelle einen Topf mit zahlreichen römischen Münzen gefunden, die ein besorgter Mann wohl in unsichern Zeiten dort versteckt hatte.

Alemannen und Goten
Um die Mitte des 3. Jahrhunderts mussten die Römer unter dem Druck der Alemannen ihre Reichs- grenze an den Rhein zurückverlegen. In Oberwinterthur und beim spätern Irgenhausen wurden um 294 mächtige neue Kastelle errichtet, und im 4. Jahrhundert liess Kaiser Valentinian I. von Basel bis an den Untersee in kurzen Abständen Wachttürme erbauen. Das zerfallene Römerreich sah sich jedoch auch von anderen Seiten bedrängt, so dass im Jahre 401 der römische Feldherr und Kanzler Stilicho die Truppen aus den Gebieten nördlich der Alpen nach Italien gegen die eingedrungenen Goten des Königs Alarich benötigt wurden.


Quelle: Opfikon Glattbrugg Oberhausen - Einst und jetzt 1969
 

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